Wo bin ich, wenn ich denke und träume?
Wenn wir uns den Erkenntnissen der spirituellen Traditionen
öffnen, auch ihren Widersprüchen, und zudem tiefer in das
wissenschaftliche Verstehen unserer materiellen Wirklichkeit
eintauchen, kommt ein/e Wanderer/in nicht umhin sich die
Frage nach seinem/ihrem Sein, ihrer/seiner eigenen Struktur,
auch nach der eigenen Essenz zu stellen: Was und wer bin ich?
Ich bin Teil des Ganzen und kann Gott nicht losgelöst
vom Rest der Menschheit finden.
Mahatma Gandhi
Es ist durchaus problematisch heute mit den Worten Gott und
Glauben zu hantieren. Bei vielen Menschen gibt es schnell die
Gleichung Gott = Kirche.
Und mit Kirche wird
meist dann eher Nega-
tives assoziiert. Der
Glauben selbst wird
ebenfalls oft im Zusam-
menhang gebracht mit
Intoleranz, Rechthaber-
ei, Allein-Wahrheits-
anspruch, Fundamental-
ismus, (Glaubens-)Krieg
und Machtmißbrauch.
Starke atheistische
Strömungen bekämpfen
den scheinbaren
Aberglauben,
Spiritualität landet
schnell in der Schublade
‘Esoterik’, ein Begriff, der
ebenfalls bei vielen Menschen Abwehrhaltungen generiert und
pauschales Denken in Richtung Geldmacherei, Scharlatanerie
und Humbug hervorbringt. Er steht dann eher als ein Sinnbild,
als ein in seiner Bedeutung erfasster Begriff.
Es ist dabei sehr schwierig, in sich Klarheit zu entwickeln,
wenn viele Widersprüche, unseriöse Phantastereien, Dogmen,
Ideologien und Seelenfänger einem auf dem Weg des Selbst-
Erkennens begegnen.
Was soll ein Mensch denn dann noch glauben?
"Ich glaube, es liegt ein Mysterium im Menschen und ich bin
sicher, dass es wenigstens wunderbar für den Menschen ist, das
Gefühl zu gewinnen, dass er nicht ein hastig gemachter
Überaffe ist, und dass etwas viel Wunderbares in seiner Natur
und seiner Bestimmung liegt."
Sir J.C. Eccles, Gehirnforscher u. Nobelpreisträger
Letzten Endes liegt es an jedem einzelnen Menschen selbst, wie
tief er sich in sich hineinwagt, auch in das Wissensarchiv der
Menschen einblickt, um sich mit vielfältigen Standpunkten den
eigenen Blick zu schulen.
Michael Ende hat in einem Briefwechsel mit dem Bewusstseins-
und Traumforscher Werner Zurfluh folgende Worte für die
Entwicklung der eigenen Sichtweise gefunden:
Wichtig (...) ist die Fähigkeit, mindestens dreissig verschiedene
theoretische Lehrmeinungen über einen Sachverhalt bzw. ein
Erlebnis, eine Geschichte, einen Traum usw. zu werfen (so sagen
wenigstens die Tibeter). Denn (nur) auf diese Weise wird die
Beschränktheit einer Betrachtungsweise offensichtlich, werden
Vorstellungen relativiert und kann das Ganz-Andere zum
Vorschein kommen. Diese Vorgehensweise löst das Reduziertsein
auf das eigene Bewusstsein, das willkürliche Erklärungsbedürfnis,
das persönliche (Vor-)Urteil und die egohafte bloss subjektive
Meinung auf. Und (nur) so gelingt es, eine formal-inhaltlich total
vorgeprägte Sprachlichkeit in ein lebendiges Sprachvermögen
umzuwandeln. Ein erzählerisches Miteinander ersetzt dann das
rechthaberische Gegeneinander.
Ob er, der Mensch, auf seiner Entdeckungsreise zu sich selbst
sein spirituelles Erbe entdeckt, seine Essenz, wäre ihm zu
wünschen, denn er hat sich dies auch aufgrund seiner
Liebesfähigkeit mehr als redlich verdient!
Klopf, klopf... Bitte eintreten!
Wenn der Mensch die Schwelle in seine eigene Essenz, in die
eigenen Tiefen, in die ihm innewohnenden Kräfte aus Licht
und Schatten, überschreitet und bei sich und in seiner Ganzheit
ankommt, entfaltet sich die Fülle seiner Seele, öffnen sich
vergrabene und zugeschüttete Kanäle, Türe zu Räumen, voller
Potential, Kreativität, Sensitivität, Erkenntnisse und Heilung.
Dort eingetreten und angekommen empfängt ihn Ruhe und
Gelassenheit, LosLösungen, tiefere Einkehr in sein Selbst und
ein fast grenzenloses Verstehen elementarer Zusammenhänge.*
Er ist dann umgeben von Liebe, auch von einer gehaltvollen
Leere in einer wohltuenden Stille. Ein Ort des Ankommens,
eines Heimatgefühls, eines Angebundenseins in einem höheren
Sinn und Zweck seines eigenen Tuns und Seins.
* soweit dies innerhalb einer Verkörperung möglich ist!
KonZENtration auf das Wesentliche
Bis dahin aber ist es für uns Menschen meist ein weiter und
beschwerlicher Weg, voller Hürden und Steine, Leid und
Schmerz, vieler Glücksmomente und sog. Schicksalsschläge.
Der Weg ist gepflastert mit vielen Fragen, einer Unzahl an
Antworten, die als solche nicht immer erkannt werden.
Wieso, weshalb, warum? - wer nicht fragt bleibt dumm?
Lehrt eure Kinder, was wir unsere Kinder lehren: Die Erde ist
unsere Mutter. Was die Erde befällt, befällt auch die Söhne der
Erde. Alles ist miteinander verbunden, wie das Blut, das eine
Familie vereint. Alles ist verbunden.
Wenn wir euch unser Land verkaufen, liebt es, so wie wir es
liebten, kümmert euch, so wie wir uns kümmerten, behaltet die
Erinnerung an das Land, so wie es ist, wenn ihr es nehmt. Und mit
all eurer Stärke, eurem Geist, eurem Herzen, erhaltet es für eure
Kinder und liebt es - so wie Gott uns alle liebt.
Häuptling Seattle
Die wichtigste Stunde,
ist immer die Gegenwart,
der wichtigste Mensch immer der,
der dir gerade gegenübersteht,
und das notwendigste Werk
ist immer die Liebe
Meister Eckhart (ca. 1260 - 1328);
deutscher Mystiker, Prediger und Professor
Prior der Dominikaner, Erfurt, Köln, Paris und Strassburg
Im Laufe unseres Lebens sammeln wir viele Antworten in uns,
binden diese in Denk- und Verständnisformen ein, bilden
daraus Ideologien, Erklärungsmodelle und Wahrnehmungsfilter
für die uns umgebende Realität. Sehr oft werden schon dafür
die Grundsteine in unserer Kindheit gelegt, Eindrücke, die tiefe
Gräben und Furchen in unserem KörperWesen hinterlassen
und im und aus dem Hintergrund
in uns wirken und nachhallen.
Neuronale Vernetzungen,
Schwerpunkte konditionierter
Erfahrungen, bilden das aus,
was uns das Alltägliche
bewerten lässt, was uns
steuert und wie wir darauf
reagieren. Sie formen unser
Denken, Fühlen und daraus
entstehen große Teile unserer
Handlungsweisen.
Doch wie weit sind diese
(Denk- und Verhaltens-)
Programme und Strukturen ‘fest in Stein gemeißelt’? Wie
können wir diese verändern, wenn sie uns in der Entwicklung
und Wahrnehmungsfähigkeit hemmen und blockieren? Wie
weit und tief wirken sie in uns und machen sich wie im Alltag
bemerkbar?
Und was wäre, wenn es Instanzen in uns gibt, wie zum Beispiel
eine Seelenebene, die da maßgeblichen Einfluß darauf ausüben
könnte(n)?
Wahrnehmung: Illusion & WIRKlichkeit
Wir müssen nicht nur den Fallstrick des Geistes und der
Sinne zerschneiden, wir müssen auch dem Fallstrick des
Denkers, dem Fallstrick des Theologen und Kirchengründers,
den Schlingen des »Wortes« entfliehen und dürfen der »Idee«
nicht hörig sein. Sie alle sind in uns und wollen den Geist in
Formen einsperren; doch wir müssen uns davon befreien und
immer wieder dem Kleineren zugunsten des Größeren, dem
Endlichen zugunsten des Unendlichen entsagen; wir müssen
bemüht sein, von Erleuchtung zu Erleuchtung, von Erfahrung
zu Erfahrung, von Seelenzustand zu Seelenzustand
fortzuschreiten. ... Und wir dürfen uns nicht einmal an jene
Wahrheiten klammern, die wir für die sichersten halten, denn
sie sind lediglich Formen und Begriffe des Unaussprechlichen,
das sich nicht in Formen oder Begriffe zwängen läßt.
Sri Aurobindo
(aus: Sri Aurobindo oder das Abenteuer des Bewußtseins)
Wenn wir den Mut aufbringen, uns selbst zu hinterfragen und
uns unserem Licht und unserem Schatten stellen, gewinnen wir
dadurch eine Menge!
Wir bekommen Antworten, z.B. auf das, wonach unsere Seele
dürstet, wie wir heiler werden können, wie wir mit unserer
Mitwelt in Frieden leben können, warum wir mit Kreativität
beschenkt wurden und wie wir diese sinnvoll für das Wohl
Aller einsetzen können.
Wir müssen es nur wollen und uns darauf zu bewegen.
Unsere innere Tür dafür öffnen und es hineinlassen...
Und uns der Frage stellen: Möchte ich das? - und JA sagen!
Beim Einatmen schenke ich meinem Körper Ruhe.
Beim Ausatmen lächle ich. Ich verweile im gegenwärtigen
Moment und weiß, es ist ein wunderbarer Moment.
Thich Nhat Hanh
Auf dem Gipfel der
Erkenntnis
"Der Wissenschaftler hat
die Berge der Unwissenheit
mühsamst und fleissigst
erklommen. Er ist dabei,
den Gipfel zu erobern, doch
als er sich über den letzten
Grat hinweg zieht, wird er
von einer Gruppe von
Mystikern und Religions-
stiftern begrüsst, die dort
seit Jahrtausenden auf ihn
warten!"
Dr Robert Jastrow, NASA-
Physiker
Jeder Augenblick ist neu
Der einzige Mensch, der
sich vernünftig benimmt,
ist mein Schneider. Er
nimmt jedesmal neu Maß,
wenn er mich trifft,
während alle anderen
immer die alten Maßstäbe
anlegen in der Meinung, sie
paßten auch heute noch.
George Bernard Shaw
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© Stiller Anker, Thorsten Schade, Norden